RadNETZ Baden-Württemberg - Rückschau und weitere Entwicklung

Bereit für eine beschleunigte Umsetzung des RadNETZ Baden-Württemberg? Entdecken Sie die neuesten Entwicklungen in unserem Artikel!

 

Köln, den 15.05.2024

Ein Rückblick

In den Jahren 2014 bis 2016 entwickelte das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg zusammen mit den beiden Unternehmen BERNARD Gruppe und Planungsbüro VIA eG sowie unter Beteiligung aller 44 Stadt- und Landkreise und deren Kommunen ein landesweites Radverkehrsnetz. 

Das RadNETZ Baden-Württemberg, mit einer Länge von rund 8.000 Kilometern, verbindet dabei alle Ober- und Mittelzentren sowie etwa 700 Kommunen miteinander und umfasst sowohl Verbindungen des Alltags- als auch des Freizeitradverkehrs (alle Landesradfernwege). Das RadNETZ ist ein Leuchtturmprojekt, das weitere Initiativen anregt, wie beispielsweise die Entwicklung von Radverkehrskonzepten für Kreis- und Kommunalnetze im Bereich des Alltagsradverkehrs. Dadurch wird das landesweite RadNETZ Baden-Württemberg zu einem wichtigen Bestandteil der RadSTRATEGIE des Landes, die darauf abzielt, den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr auf 20% zu steigern.

Zum damaligen Projektbeginn erarbeiteten wir Qualitätsstandards und Musterlösungen für das RadNETZ sowie einen ersten Netzentwurf. In 44 Veranstaltungen wurde dieser Netzentwurf unter der Moderation von tippingpoints - Agentur für nachhaltige Kommunikation intensiv mit den beteiligten Kommunen, Kreisen und Regierungspräsidien diskutiert und zu einem Analysenetz weiterentwickelt. Nach den Veranstaltungsphasen wurde dieses Analysenetz von uns mittels Fahrrad befahren und die Infrastruktur über eine App auf dem Smartphone dezidiert erfasst. Darauf aufbauend wurden Maßnahmenvorschläge erarbeitet und in Form von Maßnahmenkatastern den Baulastträgern übergeben.

Nach dem Projekt beginnt die eigentliche Arbeit

Auf der durch uns erzeugten Datenbasis treibt das Land seitdem mit Hilfe der Regierungspräsidien die Optimierung der RadNETZ-Infrastruktur auf den Bundes- und Landesstraßen immer weiter voran. Ebenso wie das Land sind aber auch viele Kreise und Kommunen in der Umsetzung von RadNETZ-Maßnahmen in ihrer jeweiligen Baulastträgerschaft, aber auch mit vielen eigenen Projekten im weiten Themenfeld Radverkehr, aktiv geworden. Das Land unterstützt die Kreise, Städte und Gemeinden dabei mit vielfältigen und umfangreichen Fördermöglichkeiten, Beratungsleistungen und Unterstützungsleistungen.

Auch die beiden Unternehmen, die BERNARD Gruppe und das Planungsbüro VIA eG sind nach 2016 weiter in Projekten auf Landesebene, aber auch auf Kreis- oder Kommunalebene, involviert.

Auf Landesebene besonders bedeutende Projekte sind dabei:


Fortschreibung RadNETZ Baden-Württemberg

Das Land strebt an, insbesondere kleinere und mittlere Kommunen noch stärker bei der Umsetzung von Maßnahmen im RadNETZ zu unterstützen.

Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass für einige dieser Kommunen die Umsetzung einzelner Maßnahmenvorschläge aufgrund verschiedener Rahmenbedingungen herausfordernd sein kann. Insbesondere bisher schwer umsetzbare Maßnahmenvorschläge im RadNETZ sollen deshalb identifiziert und ggf. neu geplant sowie detaillierter erläutert und weitere Unterstützung angeboten werden. Auch sollen nach nun fast 10 Jahren die Daten der Radverkehrsinfrastruktur und der Maßnahmenvorschläge, die mittlerweile in RadVIS integriert wurden, auf den neusten Stand gebracht werden.

Zur Unterstützung für dieses Vorhaben wurden die BERNARD Gruppe und das Planungsbüro VIA eG, nun erweitert um die Planungsgesellschaft RV-K, im Herbst 2023 durch die NVBW - Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH mit der Umsetzungsbeschleunigung des RadNETZ Baden-Württemberg beauftragt.

Zwischen der Auftragserteilung und dem Frühjahr 2024 fanden mehrere Abstimmungsrunden mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg, der NVBW sowie den vier Regierungspräsidien des Landes statt. Im nächsten Schritt werden in Workshops die vorhandenen Maßnahmenvorschläge für jeden Land- oder Stadtkreis gemeinsam mit den beteiligten Kommunen, Kreiskoordinatoren und Kreiskoordinatorinnen sowie dem zuständigen Regierungspräsidium überprüft. Ziel ist es, in den Jahren 2024 und 2025 in allen 44 Stadt- und Landkreisen Workshops durchzuführen und anschließend das RadNETZ erneut zu befahren, die Maßnahmen neu zu bewerten und an einigen Stellen zu überarbeiten.

Die Befahrung erfolgt dabei mit Fahrrädern, so dass stets aus Sicht der Radfahrenden erfasst wird. Die Infrastruktur wird dabei dezidiert per Smartphone erfasst. Ein Eindruck der Erfassungsmethode gibt folgendes Video (Direktlink).

Das Befahrungspersonal verwendet neben dem Smartphone zur Erfassung der Infrastruktur, auch eine Actioncam zur Dokumentation von Oberflächenzuständen, eine 360-Grad-Kamera zur Aufnahme von Straßenpanoramen und einen Erschütterungssensor zur Messung des Fahrkomforts. Durch diese erweiterte Ausrüstung und Erhebungsmethodik können die Maßnahmenvorschläge noch präziser und zielgenauer formuliert werden.

Nach den Befahrungen werden die erfassten Infrastrukturdaten hinsichtlich vorhandener Infrastrukturdefizite in Bezug auf die Qualitätsstandards des Landes, der einschlägigen Regelwerke der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) sowie der Anmerkungen aus den Workshops hin untersucht, bestehende Maßnahmenvorschläge überarbeitet und gegebenenfalls neue Maßnahmenvorschläge generiert. Darauf aufbauend werden die überarbeiteten Maßnahmenvorschläge in optimierten Umsetzungskatastern mit einem deutlich erhöhten Detailierungsgrad neu gefasst. Anschließend werden die Maßnahmenvorschläge mit den Kreiskoordinatoren und Kreiskoordinatorinnen sowie dem jeweiligen Regierungspräsidium final abgestimmt.

Sobald gegebenenfalls vorhandene Änderungswünsche in die Umsetzungskataster eingearbeitet wurden, werden pro Kreis sowohl die erhobenen Infrastrukturdaten als auch die Maßnahmenvorschläge inklusive der dazugehörigen Katasterblätter in RadVIS zeitnah überführt.

RadVIS spielt eine entscheidende Rolle bei der angestrebten Beschleunigung der Umsetzung. Es ist ein System, in das, neben den RadNETZ-Daten, auch zunehmend mehr Infrastrukturdaten aus Kreis- und Kommunalnetzen integriert werden.

Darüber hinaus enthält das System viele weitere Datensätze, wie die Standorte und weitergehende Informationen zur wegweisenden Beschilderung, zu Abstellanlagen oder Mobilstationen. Unsere Ansicht nach bildet es die deutschlandweit erste vollwertige Straßeninformationsdatenbank vergleichbar zu einer TT-SIB, die speziell für den Radverkehr konzipiert wurde. Durch RadVIS können die angemeldeten Nutzenden aus den Verwaltungen deshalb nicht nur Einblick in die eigenen Planungen, sondern auch in die der anderen Baulastträger erhalten. Dies führt zu Synergieeffekten und insgesamt verbesserten und kürzeren Abstimmungsprozessen für die Umsetzung von Maßnahmen. Aber auch innerhalb einer Verwaltung können so die Abstimmungsprozesse zur Umsetzung von Maßnahmen optimiert werden, da die in erster Linie zuständigen Mitarbeitenden in einer Verwaltung (beispielsweise Radverkehrsbeauftragte) sich mit anderen Behördenteilen, wie beispielsweise mit dem Straßenbauamt oder der unteren Naturschutzbehörde, zu den Maßnahmen und deren Umsetzung abstimmen können. Eine vollständige Auflistung der Feature und Möglichkeiten mit RadVIS finden Sie im Handbuch.

RadVIS wurde zwar durch das Land für die Verwaltungen aller Baulastträger im Land Baden-Württemberg konzipiert, jedoch existieren Systemschnittstellen. Diese ermöglichen es viele Informationen auch in Drittsystemen zu integrieren. Als Beispiele hierfür können der Radroutenplaner Deutschland sowie der Radroutenplaner Baden-Württemberg, der, neben seiner Routingfunktionen, auch einen Einblick für Bürger und Bürgerinnen in die Daten, der in RadVIS enthaltenden Radverkehrsnetze auf Landes,- Kreis- und Kommunalebene gewährt, genannt werden.

RadVIS ist ein gutes Beispiel für die Digitalisierung der Verwaltung (weitergehende Informationen zur technischen Entwicklung gibt Ihnen WPS - Workplace Solutions GmbH).


Das Land Baden-Württemberg, seine Regierungspräsidien, die Stadt- und Landkreise und die Kommunen sind unser Ansicht nach mittlerweile Vorreiter beim Radverkehr in Deutschland. Wir sind davon überzeugt, dass das Land auch in den kommenden Jahren sein Engagement im Themenfeld Radverkehr weiter ausbauen und vorantreiben wird. Wir freuen uns dabei mitwirken zu dürfen.


Viele weitere Informationen und interessante Inhalte finden Sie auch auf folgenden Webseiten:

 

 

Anprechperson zu diesem Thema ist: Dominik Tönnes